„Du weißt nie, was die Katze Dir vor die Tür legt“

In der Rubrik „Der grüne Faden“ sprechen wir ganz persönlich mit Kolleg:innen über ihre Arbeit und darüber hinaus. In Folge 13 erzählt uns Ralf Kaiser aus dem kleinen und feinen Büro in Bruchsal seine Geschichte.

Hallo Ralf, und danke, dass Du beim grünen Faden mitmachst. Erzähl doch zum Einstieg mal, was Du bei naturstrom machst und wie lange Du schon an Bord bist.

Ich bin bei naturstrom in Festanstellung seit 2010 an Bord. Vorher war ich aber schon ein oder zwei Jahre freier Mitarbeiter.

Wie ich dazu gekommen bin: Mein Interesse für Erneuerbare Energien ist aufgrund der AKW-Bewegung entstanden, in den achtziger Jahren. Wir waren hier umzingelt von Atomkraftwerken. Man hat immer die Kühltürme vom AKW Philippsburg in 20 Kilometern Entfernung gesehen, dazu kam das AKW Neckarwestheim in 50 Kilometern. Und Frankreich ist nicht weit, das sind 10 Kilometer, mit dem alten AKW Fessenheim. Ich war oft unterwegs, auf verschiedenen Anti-AKW-Veranstaltungen. Zu der Zeit waren richtig viele Leute unterwegs, weil die AKW hier eine echte Bedrohung waren. Ich war unzufrieden mit meinem damaligen Job und dachte: „Ey, Du musst was machen, was Sinn macht“. Dann habe ich irgendwann einfach bei naturstrom angerufen und bin nach Düsseldorf gefahren, zum Büro in der Mindener Straße.

Als ich dort ankam, war das Firmenschild ein DIN A Zettel, mit Tesafilm angeklebt. „Naja, gucken wir mal“, dachte ich mir. Mein Gespräch hatte ich mit Jens (Lettmayer). Ich habe dann als freier Mitarbeiter angefangen, habe mir Biomärkte oder Weltläden gesucht, mich mit dem Roll-up hingestellt und Leute angesprochen. Ich bin zu allen möglichen Veranstaltungen gegangen und habe dort mit den Menschen geredet. Ich war auf der Straße unterwegs, in der ganzen Region zwischen Karlsruhe und Heidelberg. Das hat viel Spaß gemacht und ich habe mir ein gutes Netzwerk aufgebaut. Schließlich haben wir beschlossen, ein kleines Büro in Bruchsal zu aufzumachen.

Und dann kam als ganz einschneidendes Erlebnis – in meiner ganzen Zeit bei naturstrom – die Katastrophe in Fukushima. Da hat sich alles gedreht, es war wirklich krass. Ich kam morgens ins Büro und die Verträge lagen vor dem Fax auf dem Boden, weil das Aufnahmefach übergelaufen ist. Das Telefon ging permanent. Die Leute haben nicht gefragt, was der Strom kostet oder wie die Vertragsbedingungen sind, das war völlig egal. Es war unglaublich.

Mit Fukushima sich der Blick auf das Thema Ökostrom in Deutschland völlig verändert, wir hatten ganz plötzlich ein anderes Standing. Das war wie ein Kick-Start für naturstrom. Und dann ging es sukzessive weiter.

Heute bist Du nach wie vor im Vertriebsteam bei Jens, richtig?

Ja, ich bin Teamleiter und Niederlassungsleiter. Wir machen klassische Vertriebsarbeit, Kundenakquise, Angebotserstellung, aber auch viel Key Account im Gewerbebereich. Zeit, um auf die Straße zu gehen, habe ich kaum noch. Aber ich würde das gern wieder mal machen – ich schaue mal im kommenden Sommer, was es an kleineren Veranstaltungen gibt.

Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?

Wir wollen uns hier wieder verstärkt mit Akquise beschäftigen, denn es muss ja weiter gehen. Dann haben wir zahlreiche Anfragen zu bearbeiten, die aus anderen Abteilungen kommen oder sich über das Netzwerk ergeben. Das ist ganz unterschiedlich.

Hast Du einen Lieblingskunden oder einen, den Du gerne hättest?

Ich hatte mal einen Lieblingskunden mit einer Firma in Köln, die hat Großbilddrucke gemacht. Das Unternehmen wurde von einem ganz interessanten Menschen geführt, wir haben uns auch persönlich gut verstanden. Er ist aber leider bei einem Unfall umgekommen und die Firma gibt es heute so nicht mehr.

Mein arbeitsintensivster Kunde, der zugleich auch viel Spaß gemacht hat, war Ionos. Das war richtig groß. Und dann gibt es noch ein paar andere, kleinere. Was für mich die Arbeit interessant macht, ist dass man mit so vielen verschiedenen Leuten zu tun hat – vom Inhaber eines Tattoostudios über den konservativen Trachtenverkäufer bis hin zu Industriekunden und der Bezugsstromlieferung für Erzeugungsanlagen.

Was bereitet Dir an Deiner Arbeit am meisten Freude?

Man muss in diesem Job Menschenfreund sein. Manchmal ist es mit den Kunden herausfordernd. Und dann hast Du wieder Leute, die sehr freundlich sind. Ich sage immer: Du weißt nie, was die Katze Dir vor die Tür legt. Die Arbeit ist eben sehr vielschichtig und das macht es so interessant.

Es hat sich aber auch vieles geändert. Das Geschäft ist komplexer geworden, schneller und schwieriger, die ganzen Umstände – aber auch das macht es interessant. Du musst eben ständig dranbleiben.

Was war Dein bisher aufregendstes Erlebnis bei naturstrom?

Etwas Besondere war für mich Fukushima, was da passiert ist, wie ich schon erzählt habe. Ionos war ein anderes Highlight, aus dem ich einen riesigen Schatz an Erfahrungen mitgenommen habe.

Was wolltest Du werden, als Du klein warst?

Tourist. (lacht) Da war ich vielleicht 8 oder 9 Jahre alt. Aber daran hat sich nichts geändert, es ist immer noch mein Traumberuf.

In Deiner Freizeit reist Du dann vermutlich gern?

Ich reise gerne, es müssen aber keine großen Reisen sein – Hauptsache, Du hast mal eine andere Perspektive. Hier in der Gegend kann man sehr viel machen, Skifahren, ist schnell am Bodensee oder in Frankreich.

Außerdem mache ich gerne Sport, auch als Ausgleich zur Arbeit am Rechner. Im Sommer dann alles, was mit Wasser zu tun hat. Wir haben hier viele Seen, man kann einiges unternehmen: Paddeln, Schwimmen, Windsurfen oder Stand-up-Paddeln, auch auf den Flüssen. Ich habe gerade mit Windsurfen angefangen und will das jetzt intensivieren. Ich finde es cool, so über das Wasser zu sausen.

Dann viel Vergnügen beim Surfen, danke für das gute Gespräch und weiterhin viel Spaß bei naturstrom. 😊

 Das Interview führte Eeske Wykhoff.

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