Wie grün ist Dein Strom wirklich?

Das Thema ist nicht neu, aber immer noch hoch aktuell. Glaubt man den Internetseiten vieler EVUs, dann scheint die Energiewende viel weiter als befürchtet, wird hier doch schon jetzt vielfach suggeriert, dass ausschließlich Ökostrom geliefert wird. Dabei sind es in der Mehrheit die hauseigenen Ökotarife vor allem in den großen Städten, die online in den Fokus gestellt werden oder Marken, die sich durch den Erwerb von RECS-Zertifikaten „grün waschen“ und als grüner Versorger in Szene gesetzt werden. Es sind leider wirksame Marketingstrategien, die für Verbraucher in der Regel undurchsichtig sind, die aber auch die große Bedeutung der Regenerativen im Wettbewerb um Kunden belegen.

Seit 2005 sind EVUs über das EnWG verpflichtet die Anteile der Energieträger zu veröffentlichen, aus denen der Strom erzeugt wird, welchen sie an die Endverbraucher liefern. Seit der Novelle des Gesetzes im Jahr 2021 muss der Gesamtmix des Unternehmens dabei ohne den bislang hinzu gerechneten EEG-Strom deklariert werden. Vergleicht man hier, wird das Bild immerhin schon etwas realistischer, wo die jeweiligen Versorger hinsichtlich ihrer Leistung für die Energiewende stehen. Um Interessenten die Widersprüche zwischen dem Markendesign vieler Anbieter und dem tatsächlichen Wirken dieser Unternehmen in Bezug auf die Energiewende näher zu bringen, arbeiten wir im Vertrieb bei der Beratung von Endkunden mit einer plakativen Gegenüberstellung der Erzeugungsmixe ausgewählter EVUs und zeigen dabei auch relevante Beteiligungsstrukturen auf.

Gemäß dem EnWG sind EVUs verpflichtet die Daten vom Vorjahr bis zum 1. November des Folgejahres öffentlich zur Verfügung zu stellen. Der Stichtag ist nicht für alle Versorger bindend, so scheint es zumindest, wenn man schon im Dezember die aktuellen Daten recherchieren will. Nicht selten werden die Daten erst im Laufe des Januars online gestellt. Anbieter, die ihren Öko Tarif zum Zentrum ihres online Auftritts erkoren haben, bemühen sich passend dazu den Gesamtunternehmensmix schlecht zugänglich abzulegen. Geeignete Suchbegriffe wie Stromkennzeichnung oder Strommix lenken hier lediglich auf den Mix des Ökostromtarif ohne Hinweis auf den Gesamtmix des Unternehmens. Gelegentlich muss ein Versorger auch an seine Veröffentlichungspflicht erinnert werden. Wer also meint, dass es bei der Suche nach dem passenden ökologischen Anbieter ein leichtes sei, die Marketingstrategien zu durchschauen, der muss feststellen, dass dies trotz Kennzeichnungspflicht nicht ohne Weiteres zutrifft.

Diese Zusammenhänge zu visualisieren, hilft uns beim Gesprächseinstieg mit interessierten Menschen jenseits von Markenwerbung faktenorientiert auf real existierende Werte zu lenken. Auch in diesem Jahr haben wir daher keine Mühe gescheut und die Datenbasis für unser Plakat aktualisiert. Um das Instrument ständig besser zu machen, ist unser Austausch über die Wirksamkeit der Darstellung im direkten Kundenkontakt sehr wertvoll und diese Erfahrungen fließen in jede Neuauflage wo möglich ein.  Wir präsentieren das neue Ergebnis nun ab sofort überall da, wo wir im Gespräch mit Interessenten sind. *

In unserer eigenen Diskussion und auch im Gespräch mit Interessenten hat sich schon jetzt gezeigt, dass die neue Kennzeichnungspflicht ein wichtiger Schritt nach vorne gewesen ist. Eine Unterscheidung von Tarifen und Marken mit Herkunftsnachweisen aus dem europäischen Raum und Angeboten, bei denen Erzeugung und Herkunftsnachweis nicht entkoppelt sind und aus ein und derselben Anlage im Inland stammen, fehlt jedoch weiterhin. Hier bleiben Verbraucher weiter über einen Aspekt im Unklaren, der für sie aber durchaus entscheidungsrelevant ist. An dieser Stelle wird weiterhin über den eher geringen Beitrag vieler EVUs in Bezug auf die Energiewende im eigenen Land hinweggetäuscht. Informationen darüber wieviel konventionell erzeugter Strom die jeweiligen EVUs durch den Erwerb ausländischer Ökostrom-Zertifikaten umetikettieren, müssen nicht offengelegt werden. Dabei dürfte klar sein, dass damit der Ausbau der Energiewende im eigenen Land kaum vorangebracht werden kann und die Möglichkeit sich in den Erwerb von Zertifikaten flüchten zu können, auch das Engagement in diese Richtung kaum erhöht. Diese Informationslücke gilt es entsprechend in unserer persönlichen Beratung zu füllen, die das Plakat nicht ersetzt, aber wie beschrieben effektiv unterstützt.

*Allen Mitarbeitenden steht die Grafik unter “A:\5 Infos für alle Mitarbeitenden\Printmaterial und Werbeartikel\Vertrieb\Erzeugungsmix_A4.pdf”ebenfalls zur Verfügung und ist als Druck in verschiedenen Formaten in unserem Versand erhältlich.

Foto 2: Kolja Gerhardt, Vertriebsmitarbeiter Hamburg

Ansprechperson: Wiebke Hartmann

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