Achtsamkeit beim Essen

Du kennst es sicher auch: Auf einer belebten Straße weht Dir der Geruch von frisch Gebackenem in die Nase – und schon hast Du Appetit und kaufst Dir eine Kleinigkeit. Ähnlich verläuft es bei der Süßigkeiten-Schale im Büro: Steht etwas Leckeres im Sichtfeld, regt es zum Zugreifen an, obwohl Du eigentlich noch satt vom Frühstück bist. Aber auch während der Mahlzeiten sind wir häufig abgelenkt durch das Smartphone oder Zeitschriften. Im Homeoffice wird während des Essens noch eben eine zu erledigende Aufgabe am Laptop abgeschlossen, anstatt sich genügend Zeit für eine Essenspause zu nehmen. Ein Snack auf dem Weg zum Bus verschwindet genauso schnell im Mund, wie sich der Teller beim Fernsehen leert. Achtloses Essverhalten kann nicht nur zu zusätzlichen Pfunden führen, sondern auch zu überflüssigem Konsum und fehlender Wertschätzung gegenüber den natürlichen Ressourcen und Produzenten unserer Lebensmittel.

Stell Dir einmal diese spannenden Fragen:

  • Warum esse ich? Habe ich wirklichen Hunger, esse ich aus reinem Automatismus („Mittagessen gibt es immer um 12:30 Uhr“) oder nur, weil mir gerade etwas angeboten wird (Bonbonglas im Büro)?
  • Nehme ich meine Mahlzeiten wahr und kann ich sie genießen, oder verschlinge ich Dinge aus Zeitmangel und Stress? („Nebenbei“-Essen, Ablenkung)
  • Esse ich das, was mir schmeckt und guttut? Schmeckt der Schokoriegel so lecker oder nehme ich den richtigen Geschmack gar nicht mehr wahr? Wie fühlt sich mein Körper nach einer Mahlzeit an, angenehm gesättigt oder träge und aufgebläht?

Dir fallen sicher noch weitere Aspekte und Gründe ein, die Dein Essverhalten beeinflussen, wie erlernte Essensregeln, Gruppenzwang, Höflichkeit, religiöser Glaube, Lebensmittelpreise oder ethische Aspekte. Um unserem Körper etwas Gutes zu tun und die Ressourcen unseres Planeten zu schonen, hilft es, mehr Achtsamkeit beim Essen zu entdecken. Das bedeutet keinen Verzicht, vielmehr stehen das Genießen und das Wohlbefinden im Vordergrund.

  • Achte auf die Signale Deines Körpers, um Deinen Hunger und Deine Sättigung (wieder) richtig spüren und einschätzen zu können.
  • Bewusstes Essen: Richte Deinen Essensplatz gemütlich her, setz Dich in Ruhe hin, kaue ordentlich und nimm intensiv die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und die Konsistenz der Lebensmittel wahr. Lege das Besteck zwischendurch ab und gönne Dir eine kurze Pause.
  • Keine ablenkenden Tätigkeiten. Lass die Mahlzeit eine Auszeit vom Alltag sein, in der Du Dein Essen wertschätzt und genießt.

Übung für Anfänger: Mit kleinen Übungen kannst Du Schritt für Schritt Erfahrung im achtsamen Essen sammeln. Rosinenübung (auch mit einer Beere, einem Stück Apfel oder anderen Lebensmitteln möglich): Schau Dir eine Rosine in Ruhe von allen Seiten an, betrachte die Oberfläche und die Form. Wie würdest Du die Farbe beschreiben? Anschließend rieche an der Rosine. Welchen Duft nimmst Du wahr? Im nächsten Schritt schließe die Augen und ertaste die Struktur. Wie fühlt sie sich an, welche Temperatur nimmst Du wahr? Abschließend nimm die Rosine in den Mund, welchen Geschmack nimmst Du wahr? Was verändert sich durchs Kauen?

Tipp für Fortgeschrittene: Führe für ein paar Tage ein Achtsamkeits-Tagebuch. Habe ich heute bei Hunger gegessen oder auch unachtsam Lebensmittel konsumiert? Habe ich heute meinem Essen die Aufmerksamkeit geschenkt, die es verdient? Habe ich das gegessen, was mir guttut und schmeckt?

Eure Lena

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