Nichts für Warmduscher und doch eine gemeinsame Debatte

Es ist Februar und ich sitze mit Skiunterwäsche und zwei Lagen Wollpullovern an meinem Esstisch im Homeoffice. Draußen ist endlich klirrende Kälte. Meine Heizung ist moderat eingestellt. Neben mir steht eine Tasse Malzkaffe, der Wasserkocher hat genau die richtige Menge Wasser erhitzt.

Gerade wurde die Naturstrom-CO2-Challenge ausgewertet. Wer mitgemacht hat, war aufgefordert, den eigenen CO2-Fußabdruck anhand einfacher Kriterien herauszufinden und dann die eigene Disziplin in CO2-relevanten Alltagsroutinen zu prüfen. Wie auch schon die Fahrradfahr-Challenge, an der im Sommer einige Standorte teilnahmen, konnte man sich in dieser Zeit neue Gewohnheiten antrainieren.

Aber, wie spart man denn nun besonders viel CO2? Sind es Flugreisen oder weniger Autofahrten oder der reduzierte Fleischkonsum oder weniger Streamingdienste? In meinem persönlichen Fall ist in diesen Punkten nicht viel zu holen. Es gehörte einfach nie zu meinem Lebensstil. Bleiben also Stromgeräte, die etwas erhitzen oder kühlen und Warmwasser in Dusche und Heizung. Hier griff mir die CO2-Challange eindeutig zu kurz. Die Bedeutung der Wärmeversorgung ist geradewegs unter den Tisch gefallen. Liebe Kolleg:innen in der Dezentralen, eure Arbeit in der Wärmewende ist und bleibt wichtig! Denn alles was wir häufig machen ist (ganz besonders) CO2- und klimarelevant. In meiner persönlichen Klimabilanz ist das eigene Dusch- und Heizverhalten eine wichtige Stellschraube. Wer es sich angewöhnen kann, die Zimmertemperatur ein Grad runter zu setzen und 2 Minuten weniger zu duschen, der spart deutlich Betriebskosten und CO2.

Meine Nachhaltigkeit fängt da an, wo meine Komfortzone aufhört. Denn dann lautet die Geschichte, die ich meiner Nichte erzählen kann: Ich habe immer wieder meine Grenzen hinterfragt. War ich achtsam mit unseren Ressourcen? Ja und nein. War ich zufrieden mit meiner Disziplin? Auch nicht immer. Warum war das so schwer? Wir haben in einer Gesellschaft mit vielen Freiheiten gelebt. Da brauchte es täglich eine Motivation, sich etwas zu versagen, was andere sich fröhlich erlauben.

Diese Debatte gehört natürlich nicht nur in die Zukunft, wenn meine Nichte in der Pubertät ist und sich ihrerseits fragt, warum die Welt so ist, wie sie ist. Freiheit und Komfort werden individuell und unterschiedlich wahrgenommen und bewertet. Gleichzeitig hat das Jahr 2020 uns gezeigt, wie eng unsere eigenen Freiheiten mit denen der anderen zusammenhängen.

Daher wünsche ich mir, dass diese Themen bei uns in reger Diskussion bleiben. Wenn wir nicht aus den Augen verlieren, dass das was dem einen leicht fällt sich nicht gleich auf alle anwenden lässt, können wir uns gemeinsam stärken, umzulernen. Lasst ihr euch herausfordern, den besten Ideen zu folgen, sich selbst, Kultur und Umfeld herauszufordern?

Ein Meinungsbeitrag von Annabell Möller.

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